Emissionshandel / CO2 – Marktbericht vom 16.10.2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 1. Oktober startete die schrittweise Einführung des europäischen CO2-Grenzausgleichs-Mechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz: CBAM). Die Funktionsweise ist denkbar einfach: Unternehmen, die Stahl, Eisen, Aluminium, Zement, Düngemittel sowie Strom und Wasserstoff in die EU liefern wollen, müssen an der Grenze in etwa denselben CO2-Preis zahlen, den europäische Unternehmen bereits über den Emissionshandel zahlen mussten – jedenfalls soweit sie keine vergleichbare Klimaabgabe in ihrem eigenen Land nachweisen können. Im Gleichschritt mit der phasenweisen Einführung des „Klimazolls“ werden den europäischen Unternehmen die bisherigen kostenlosen Zuteilungen von EUA bis auf null gekürzt.

Seit Anfang dieses Monats gilt eine Testphase, in welcher Unternehmen zunächst nur berichten müssen, wie viele Tonnen CO2 die Herstellung der importierten Waren verursacht hat. Die ersten Berichte sind Ende Januar 2024 einzureichen. Erst mit Anfang 2026 muss der Grenzausgleich dann tatsächlich gezahlt werden. Bis 2030 sollen alle Güter einbezogen werden, die unter den EU-Emissionshandel fallen.

Auch wenn die Berichtspflicht sehr kleinteilig und damit aufwändig ist, so bietet CBAM den Unternehmen deutlich mehr Planungssicherheit. Außerdem erzeugt die Abgabe finanziellen Druck im Hinblick auf eine schnellere Umstellung auf CO2-reduzierte Technologien, sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU. Als positiven Nebeneffekt darf die EU mit Mehreinnahmen in Milliardenhöhe rechnen.

In der vergangenen Woche beherrschte natürlich der widerwärtige Überfall von Hamas-Terroristen auf ahnungslose Menschen in Israels unmittelbarer Nachbarschaft zum Gasa-Streifen. Seither hält die Welt angesichts der potenziellen Gefahr eines Flächenbrandes den Atem an. Politische Maßnahmen von der Entsendung von Flugzeugträgern bis zur Dauerdiplomatie sollen dazu beitragen, Schlimmeres zu verhindern. Die weltweiten Finanz-, Energie- und Rohstoffmärkte haben daraufhin eher zurückhaltend auf diesen neuen Krisenherd reagiert.

Der für den Gaspreis in Europa richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat stieg am Montag an der Börse in Amsterdam bereits bis auf EUR 41,80 je Megawattstunde und erreichte am Freitag mit bis zu EUR 56,10 den höchsten Stand seit Ende Februar. Allerdings spielte der Krieg in Israel bei dieser Rallye kaum eine Rolle. Der Preis wurden vielmehr durch andere Angebotsrisiken sowie Wetterprognosen beeinflusst. Die zeitweise Schließung eines großen Erdgasfelds im Mittelmeer, die schadensbedingte Schließung der Pipeline zwischen Finnland und Estland sowie das Risiko eines Streiks in der australischen Erdgasbranche sorgen am Markt für Verunsicherung. Aber trotz der jüngsten Zuwächse liegt der Preis für europäisches Erdgas immer noch deutlich unter dem Niveau, welches er nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine erreicht hatte. Im vergangenen Jahr wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig. Russland hatte seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt, weshalb Ersatz gefunden werden musste. Derzeit sind die europäischen Erdgasspeicher aber gut gefüllt. Lediglich der Ölpreis zeigte deutlichere Ausschläge, doch auch hier kann von Panik bislang keine Rede sein.

Der CO2-Markt wurde ab Montag kräftig mit nach oben gezogen, doch erwies sich bereits am Dienstag die 85-Euro-Marke als starker Widerstand. Ab Donnerstag wurde diese Linie zwar überwunden, doch scheiterten die EUA anschließend an der 200-Tages-Linie. Am Freitag wurde im späten Handel kurzfristig ein Höchststand von EUR 86,60 notiert. Sollten in dieser Woche keine weiteren fundamentalen Gründe hinzukommen, dürften sich die EUA zunächst weiterhin in einer schmalen Range seitwärts bewegen.

  (Durchschnittliche Börsenkurse / OTC)   
Instrument06.10.2313.10.23Veränderung
EUA (Dezember-2023-Future)80,46 EUR85,95 EUR+5,49 EUR
VER (Natural Carbon Offsets)1,74 USD1,60 USD-0,14 USD
VER (CORSIA eligible Carbon Credits)0,74 USD0,75 USD+0,01 USD
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D))30,00 EUR30,00 EUR+0,00 EUR
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future)84,45 USD86,00 USD+1,55 USD
EURO (Currency, Forex)1,0588 USD1,0514 USD-0,0074 USD

(EUA, Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den VER-Kursen handelt es sich um Durchschnittskurse (carboncredits.com), welche im Rahmen von CORSIA und der freiwilligen Kompensation Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)

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