Sehr geehrte Damen und Herren,
Agora Energiewende ist ein Thinktank, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, nach mehrheitsfähigen Kompromiss-Lösungen beim Umbau des Stromsektors innerhalb der Energiewende in Deutschland zu suchen.
Eine wichtige Aufgabe hierbei ist es, die Lenkungswirkung monetärer Steuerungselemente und deren Akzeptanz in der Bevölkerung zu betrachten. Hierbei ist auch die Bepreisung der Sektoren Verkehr und Immobilien im Fokus von Agora, da hier ein erhebliches Potential zur Dekarbonisierung, aber auch für sozialen Sprengstoff liegt.
Ab 2027 soll die Bepreisung dieser Sektoren in Deutschland nicht mehr dem nationalen Emissionshandel obliegen, sondern dem Europäischen Emissionshandel. Jedoch wird dies nicht der bisherige EU ETS sein, dessen Preise aktuell bei knapp 80 Euro je Tonne CO2 oder dessen Äquivalent in anderen Treibhausgasen (CO2e) liegen, sondern einem weiteren Emissionshandelssystem (EU ETS II).
Deutschland wird bis 2030 seine Klimaschutzziele in diesen Sektoren um voraussichtlich 200 Millionen Tonnen CO2 verfehlen. Daher empfiehlt Agora Energiewende, dass man den Übergang in das EU ETS II gut vorbereitet, um unerwartete Preissteigerungen für Treibstoffe und Heizmittel zu vermeiden.
Gemäß Prognosen von Agora würde dies zum Jahresanfang 2027 sonst zu Steigerungen von 38 Cent pro Liter Benzin und rund 3 Cent pro Kilowattstunde Erdgas gegenüber 2026 führen.
Daher empfiehlt der Thinktank, den Preis ab 2024 im nationalen Emissionshandel nEHS von aktuell 30 Euro je nationalem Emissionszertifikat (nEZ) auf 60 Euro zu erhöhen, was einem Anstieg des Benzinpreises um ca. 0,09 Euro entspräche. Hierdurch würde der Bundesregierung ca. 6,6 Milliarden Euro Mehreinnahmen zur Verfügung stehen, womit den Einwohnern 80 Euro zur Entlastung zur Verfügung stehen würden, welches in Form eines Klimageldes zurückfliesen solle.
Der freie Handel solle im nationalen Emissionshandel dann um ein Jahr auf 2025 vorgezogen werden und einen Preiskorridor von 60 bis 80 haben, im Jahr 2026 dann 90 bis 110 Euro. Dementsprechend solle auch das Klimageld steigen, was den Bürgern rückvergütet werden solle.
Wie immer wäre hier jedoch eine optimale Kommunikationsarbeit gefragt und der Abbau bürokratischer Hürden wäre essenzieller Bestandteil, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen.
Wenn es der Bundesregierung gelänge, dies zu schaffen, wäre ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Dekarbonisierung der Sektoren Immobilien und Verkehr geschafft. Leider fehlt dem Verfasser dieser Zeilen derzeit der Optimismus, dass die Bundesregierung dies schaffen wird, da selbst Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck es als unwahrscheinlich ansieht, dass das Klimageld in der jetzigen Legislaturperiode den Bürgern reell zugutekommen werde.
Die Preise im europäischen Emissionshandel sind in der vergangenen Woche weiterhin bearish und haben auf Wochenschlusskursbasis innerhalb des seitwärts-abwärts-Kanals weitere 2,5% abgegeben.
Aktuell liegt dieser Kanal im Bereich zwischen 78,25 und 86,65 Euro, was auch die Trading-Range der kommenden Woche sein sollte. Die 38-Tages-Linie liegt derweil bei 83,28 und die 200-Tages-Linie bei 86,66 Euro.
Aufgrund des turnusmäßigen Wegfalls der polnischen Auktion am Mittwoch werden in dieser Handelswoche insgesamt 11.253.500 EUAs am der Leipziger EEX zur Versteigerung gelangen. Die Stärke der Nachfrage beim jetzigen Preisniveau könnte ein wichtiger Indikator für die kurzfristige Preisentwicklung sein.
(Durchschnittliche Börsenkurse / OTC) | |||
Instrument | 20.10.23 | 27.10.23 | Veränderung |
EUA (Dezember-2023-Future) | 81,41 EUR | 79,35 EUR | -2,06 EUR |
VER (Natural Carbon Offsets) | 1,59 USD | 1,41 USD | -0,18 USD |
VER (CORSIA eligible Carbon Credits) | 0,74 USD | 0,65 USD | -0,09 USD |
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D)) | 30,00 EUR | 30,00 EUR | +0,00 EUR |
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future) | 92,38 USD | 88,79 USD | -3,59 USD |
EURO (Currency, Forex) | 1,0596 USD | 1,0578 USD | -0,0018 USD |
(EUA, Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den VER-Kursen handelt es sich um Durchschnittskurse (carboncredits.com), welche im Rahmen von CORSIA und der freiwilligen Kompensation Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)
Bei Rückfragen steht Ihnen unser Händlerteam jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
ADVANTAG Services GmbH