Emissionshandel / CO2 – Marktbericht vom 23.10.2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist davon auszugehen, dass die Ukraine in absehbarer Zeit alle Voraussetzungen erfüllen wird, um in die Europäische Union und damit auch in das Emissionshandelssystem ETS aufgenommen zu werden. Das Stockholm Environment Institute (SEI) startet nun ein Projekt zur Entwicklung einer Roadmap für die Klimaneutralität der Ukraine bis 2050, wie n-tv am Sonntag berichtete. Demnach sagte Bernardas Padegimas, Leiter des Umweltpolitik- und Strategieteams des SEI, auf der hochrangig besetzten internationalen Konferenz „United for Justice, United for Nature“ in Kiew: „Wir werden mit der aktiven Arbeit an dem Projekt beginnen und es auf verschiedenen Ebenen diskutieren. Ziel ist es, der Ukraine zu helfen, Klimaneutralität durch einen grünen Übergang und eine grüne Erholung zu erreichen“. Die Entwicklung des Projekts werde von der schwedischen Regierung finanziert. Wie der Minister für Umweltschutz und natürliche Ressourcen Ruslan Strilets auf derselben Konferenz berichtete, untersuchen die Strafverfolgungsbehörden mehr als 2.500 Verbrechen gegen die Umwelt als Folge der militärischen Aggression der Russischen Föderation. Die gesamten Umweltschäden belaufen sich derzeit auf 55 Milliarden Euro. Die Ukraine ist nach Angaben ihres Generalstaatsanwalts das erste Land in der Geschichte der Menschheit, das Verbrechen der Besatzungstruppen gegen die natürliche Umwelt als Kriegsverbrechen untersucht.

Insbesondere für die Schwerindustrie wird der Einsatz von grünem Wasserstoff zukünftig eine entscheidende Rolle bei der Reduktion von CO2 bzw. dessen Äquivalent in anderen Treibhausgasen (CO2e) spielen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die zeitliche und räumliche Entkopplung von Erzeugung und Verbrauch. Regenerativ erzeugter Wasserstoff kann dies leisten und damit im Rahmen der Energiewende eine wichtige Alternative zu den bisher genutzten gasförmigen und flüssigen fossilen Kraftstoffen darstellen.

In diesem Zusammenhang wird die Frage nach einem möglichst umweltverträglichen Transport wichtig. Das weit verzweigte deutsche Erdgasnetz bietet sich geradezu an, um Wasserstoff künftig möglichst nah an die Verbraucher zu transportieren und damit einen wichtigen Beitrag zur Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu leisten. In Niedersachsen wird derzeit die erste Leitung dafür fit gemacht. Dies sei eine Premiere in Deutschland, teilte das Unternehmen Open Grid Europe (OGE) in Essen mit. Aus dem insgesamt 46 Kilometer langen Leitungsabschnitt zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wird das Erdgas zunächst in andere Leitungen umgepumpt. Anschließend soll die so genannte Ertüchtigung beginnen, um die Leitung voraussichtlich ab 2025 für den Transport von Wasserstoff nutzen zu können. Die Umrüstung bestehender Pipelines auf Wasserstoff ist zweifellos ein schneller und kostengünstiger Einstieg in ein leistungsfähiges und effizientes deutschlandweites Wasserstoffnetz.

Die zukünftigen Grenzabgaben auf CO2-Emissionen (Carbon Border Mechanism, CBAM) werden unweigerlich Auswirkungen auf das Verhalten der Exporteure in die EU haben. Daher überrascht es nicht, was die Nachrichtenagentur Bloomberg am vergangenen Donnerstag aus China meldete. Demnach hat das chinesische Umweltministerium das jährliche Berichtsverfahren für Großunternehmen aus sieben Schwerindustrien verschärft und zentralisiert. Bisher wurden die Emissionsberichte auf lokaler Ebene gemanagt. Ziel der neuen Regelungen sei es, Exporteuren zu helfen, die Anforderungen des CBAM zu erfüllen, bevor es 2026 vollständig in Kraft tritt.

Die europäischen CO2-Preise sind in der vergangenen Handelswoche deutlich gefallen. Die Korrektur begann bereits am Freitag der Vorwoche und setzte sich bis Dienstag fort. Von ihrem Höchststand von EUR 86,60 für den Dezember-23-Future fielen die EUA um satte fünf Euro. Danach erholte sich der Markt zwar kurzfristig, zeigte aber bis zum Ende der Woche eine uneinheitliche Entwicklung. Obwohl einiges auf einen weiteren Preisverfall hindeutet, könnten Investmentfonds noch vor dem Winter beginnen, einen erheblichen Teil ihrer Shortpositionen zu schließen. Der daraus resultierende Preisanstieg könnte wiederum weitere Käufer anlocken und den Preis nach oben treiben.

  (Durchschnittliche Börsenkurse / OTC)   
Instrument13.10.2320.10.23Veränderung
EUA (Dezember-2023-Future)85,95 EUR81,41 EUR-4,54 EUR
VER (Natural Carbon Offsets)1,60 USD1,59 USD-0,01 USD
VER (CORSIA eligible Carbon Credits)0,75 USD0,74 USD-0,01 USD
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D))30,00 EUR30,00 EUR+0,00 EUR
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future)86,00 USD92,38 USD+6,38 USD
EURO (Currency, Forex)1,0514 USD1,0596 USD+0,0082 USD

(EUA, Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den VER-Kursen handelt es sich um Durchschnittskurse (carboncredits.com), welche im Rahmen von CORSIA und der freiwilligen Kompensation Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)

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