Emissionshandel / CO2 – Marktbericht vom 17.09.2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

Chaostage – es fällt schwer, einen anderen zusammenfassenden Begriff für die Ereignisse der vergangenen Woche zu finden.

Chaostage zum Beispiel für die ungezählten Bewohner der Philippinen und Chinas, welche wegen des Taifuns „Mangkhut“ evakuiert werden mussten, schwere Schäden an Hab und Gut hinnehmen müssen und von denen bereits etliche Menschen umgekommen sind. Allein auf den Philippinen wurden bislang 65 Tote gemeldet aber viele Einwohner werden aktuell noch vermisst.

Chaostage auch, weil zum Zeitpunkt des Landfalls des Taifuns bereits auf der anderen Seite der Erde der Sturm „Florence“  ebenfalls erste Todesopfer gefordert hatte und mit Wassermassen unvorstellbaren Ausmaßes den Südosten der USA unaufhörlich überschwemmt.

Chaostage aber leider auch herbeigeführt durch Menschen, wie zum Beispiel im nordrheinwestfälischen Hambacher Forst. Die aktuelle Räumung des zum Teil bereits seit 6 Jahren besetzten noch verbliebenen Waldgebietes erweist sich dabei als Spiegelbild der politischen Situation in Deutschland. Getrieben von der AFD, welche bekanntlich den menschengemachten Klimawandel leugnet, ist die Politik in die Befürworter eines schnellstmöglichen Ausstieges aus dem wohl schmutzigsten Energieträger auf der einen Seite und denjenigen gespalten, welche die Braunkohle noch so lange wie irgend möglich verstromen möchten. Hier allen voran der Energieriese RWE, der ja gerne mit dem Wortspiel „Vorweggehen“ wirbt, aber damit wohl eher etwas anderes gemeint hat. Auch wenn es RWE offiziell darum gehen mag, bei der Energiewende neben dem Klimaschutz auch die Versorgungssicherheit, die Stromkosten und Arbeitsplätze im Blick zu behalten, so muss man dem Konzern in Sachen „Vorweggehen“ mit dem aktuellen Handeln im Hambacher Forst eine klare Sechs Minus bescheinigen. Während einerseits der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland weiter steigt und durch Stromautobahnen in absehbarer Zeit noch besser genutzt werden kann und andererseits die Kohleverbrennung durch den signifikant gestiegenen CO2-Preis immer unattraktiver wird, muss man den Kampf um den Hambacher Forst doch eher betrachten wie das Verhalten eines Regimes, welches am letzten Tag vor dem Kriegsende noch eilends standrechtliche Erschießungen von Regimegegnern vornimmt. Es könnte jedenfalls gut sein, dass dieser Schuss nach hinten losgeht.

Chaostage allerdings auch am CO2-Markt. Aus dem Kreis der Intermediäre bezeichnete jemand am Freitag das Geschehen als „insane“, also als wahnsinnig oder verrückt. Sachlich betrachtet hat der Markt mit sagenhaften 30 Prozent innerhalb einer Woche den schlimmsten Einbruch seit 2006 erlebt. Der Hintergrund ist nicht anders als mit Panikverkäufen zu erklären. Am Mittwoch sah der Markt bereits eine leicht schwächere Auktion polnischer Zertifikate an der EEX, gefolgt von einem wirklich signifikant schlechteren Ergebnis einen Tag später. Spekulativ orientierte Händler reagierten hierauf panisch. Noch am Montag derselben Woche war der Kurs für die Verschmutzungsrechte auf den Spitzenwert von 25,79 EUR angestiegen und nun wollte wohl keiner der Spekulanten eine mögliche Trendwende verpassen. Das wiederum löste durch zuvor gesetzte Stopp-Loss-Orders automatisch diesen spektakulären Preissturz aus, welcher erst bei 17,90 EUR zum Stehen kam. In dieser dramatischen Phase, deren Ende im Laufe des Freitags nicht absehbar war, wurde am Spotmarkt sogar teilweise der Handel ausgesetzt. Intelligenter Weise haben sich dann aber offenbar am Freitag noch einige Händler besonnen und mit Käufen den Markt wieder stabilisiert. Seither bewegt sich der Kurs in einem Bereich um die 20-Euro-Marke.

 

(Durchschnittliche Börsenkurse / OTC)      
Instrument 07.09.18 14.09.18 Veränderung
EUA (Spotmarkt) 23,20 EUR 19,94 EUR -3,26 EUR
EUA (Dezember-2018-Future) 23,22 EUR 19,97 EUR -3,25 EUR
CER (Spotmarkt) 0,29 EUR 0,29 EUR +0,00 EUR
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future) 77,02 USD 78,08 USD +1,06 USD
EURO (Currency, Forex) 1,1553 USD 1,1627 USD +0,0074 USD

(Die durchschnittlichen Börsenkurse und OTC-Preise zeigen das jeweilige Mittel von Angebot und Nachfrage verschiedener Handelsplätze für CO2-Emissionsrechte. Bid und Ask weichen üblicherweise mehrere Cent vom Mittelwert ab. Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den CER-Kursen handelt es sich um CP2-CERs, welche im Rahmen des EU-ETS Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)

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