Sehr geehrte Damen und Herren,
in der vergangenen Handelswoche hat sich der Preis für EUA weiterhin an der 90-Euro-Marke orientiert, wobei diese einen hartnäckigen Widerstand darstellte. Eine kurze, aber heftige Ausnahme der soliden Seitwärtsbewegung sahen wir allerdings am Mittwoch, als der Markt in wenigen Minuten bis auf knapp 82 Euro absackte.
Ursache für diesen heftigen Kursrutsch waren Äußerungen aus Brüssel, wonach die EU-Gesetzgeber gegen spekulative Händler vorgehen wollen, die am EU-Emissionshandelssystem teilnehmen. In den letzten Monaten gab es immer wieder Beschwerden von Abgeordneten des Europäischen Parlaments sowie von einigen Mitgliedstaaten (die leider immer noch zu stark von der Kohleverstromung abhängig sind). Diese behaupteten, dass ungenannte Spekulanten den Preis für EUAs zu hochgetrieben hätten und dass dies die Industrie zu viel Geld kosten würde.
Tatsächlich wird der Umweltausschuss am morgigen Dienstag über eine umfassende Reform des europäischen Emissionshandelssystems abstimmen, wodurch in Zukunft auch der Seeverkehr, der Straßenverkehr und der Wärmebereich sowie mittelständische Unternehmen in das ETS aufgenommen werden sollen. Im Rahmen dieser Ankündigung hieß es, dass Finanzinvestoren ab 2025 vom Markt ausgeschlossen werden sollen. Der tatsächliche Kompromissvorschlag besagt, dass ab Januar 2025 nur noch die am System beteiligten Verschmutzer und deren Finanzvermittler (Intermediäre) EU-Registerkonten führen dürfen. Allerdings soll zunächst durch die EU-Kommission bis Juli kommenden Jahres eine Bewertung hierzu abgegeben werden. Aufgrund dieser Klarstellung fand der Preis dann schnell wieder in die Spur zurück und durchbrach sogar kurzzeitig die 90-Euro-Marke.
Ein vollständiger Ausschluss spekulativer Händler vom CO2-Handel wäre tatsächlich eine dramatische Zäsur. Es war schließlich der ausdrückliche Wille des Kyoto-Protokolls, dass sich auch private Investoren am CO2-Handel beteiligen sollen. Um allzu starke Preisschwankungen abzufedern, wurde zudem die Marktstabilitätsreserve eingerichtet. Ein Nachschärfen der MSR sowie eine Limitierung von Positionen durch Großinvestoren dürften im Sinne des ETS sowie der freien Marktwirtschaft geeignetere Mittel sein, um die kritisierten Auswüchse einzudämmen. Wie die Europäische Kommission am späten Donnerstag bekannt gab, werden bis zum nächsten Sommer sogar knapp 348 Mio. Kohlenstoffzertifikate aus dem EU-Emissionshandelssystem genommen und in die MSR übertragen. Das spricht nicht dafür, dass die Gesetzgeber grundsätzlich an einem niedrigeren CO2-Preis interessiert sind.
(Durchschnittliche Börsenkurse / OTC) | |||
Instrument | 06.05.22 | 13.05.22 | Veränderung |
EUA (Spotmarkt) | 91,36 EUR | 88,36 EUR | -3,00 EUR |
EUA (Dezember-2022-Future) | 91,54 EUR | 88,48 EUR | -3,06 EUR |
VER (Carbon Offsets) | 10,74 USD | 10,43 USD | -0,31 USD |
VER (CORSIA eligible carbon credits) | 5,64 USD | 4,92 USD | -0,72 USD |
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D)) | 30,00 EUR | 30,00 EUR | +0,00 EUR |
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future) | 112,81 USD | 111,50 USD | -1,31 USD |
EURO (Currency, Forex) | 1,0534 USD | 1,0413 USD | -0,0121 USD |
(Die durchschnittlichen Börsenkurse und OTC-Preise zeigen das jeweilige Mittel von Angebot und Nachfrage verschiedener Handelsplätze für CO2-Emissionsrechte. Bid und Ask weichen üblicherweise mehrere Cent vom Mittelwert ab. Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den VER-Kursen handelt es sich um Durchschnittskurse (carboncredits.com), welche im Rahmen von CORSIA und der freiwilligen Kompensation Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)
Bei Rückfragen steht Ihnen unser Händlerteam jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Advantag Services GmbH