Emissionshandel / CO2 – Marktbericht vom 10.10.2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den ersten drei Quartalen dieses Jahres sind die Emissionen des EU-Energiesektors im Vergleich zu 2021 um etwa 8% gestiegen sein, wie Daten eines Forschungsinstituts für Klimaanalysen zeigen. Mit dieser Entwicklung war leider zu rechnen, nicht zuletzt, weil die Kohleverstromung intensiviert werden musste. Russlands Überfall auf die Ukraine hat also paradoxer Weise dazu geführt, dass nicht die Stromerzeugung mithilfe von Erdgas als Brückentechnologie beim Ausstieg aus der Kohle helfen kann, sondern dass es jetzt – zumindest zeitweise – genau anders herum abläuft.

Doch das ändert natürlich nichts an dem übergeordneten Ziel der Dekarbonisierung der Wirtschaft, welche vor allem durch den Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien erreicht werden soll. Natürlich ist ein kurzfristiges Plus bei der Kohle ein Rückschritt, da es nun mal die CO2-intensivste Energiequelle ist, dennoch muss der vollständige Verzicht auf fossile Energie so schnell wie irgend möglich erreicht werden.

Eine Nachricht vom Energiekonzern RWE stellt hierbei ein positives Signal dar. RWE will den Kohleausstieg um acht Jahre auf das Jahr 2030 vorziehen. Das sehen Eckpunkte einer Vereinbarung zwischen RWE, dem Bundeswirtschaftsministerium und dem NRW-Wirtschaftsministerium vor. Durch die Entscheidung blieben rund 280 Millionen Tonnen Kohle in der Erde. Dies entspreche einer Menge von ebenfalls rund 280 Millionen Tonnen CO2, die nicht mehr emittiert würden. RWE-Chef Markus Krebber erklärte, dass der Ausstieg sozialverträglich gestaltet werde, er solle nicht zulasten der Mitarbeiter gehen. RWE wolle zudem massiv in erneuerbare Energien investieren, um einen zusätzlichen Beitrag zum Ausstieg aus der Kohle zu leisten.

Das werden auch die EU Parlamentarier erfreut zur Kenntnis nehmen, die mit dem Programm „Fit for 55“ das Ziel verfolgen, die Netto-Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % zu senken und die hierfür erforderlichen Rechtsvorschriften anzupassen. Hierzu zählt unter anderem eine Stärkung und Verschärfung des europäischen Emissionshandels (ETS) sowie ein neues, eigenständiges Emissionshandelssystem für Gebäude und den Straßenverkehr. Dies soll ein wesentlicher Schritt sein, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, was wiederum das verbindliche Ziel der EU im Rahmen des Europäischen Klimagesetzes ist.

Ein anderes, aktuell hitzig diskutiertes Programm unter dem Titel RePowerEU, zielt nun mit der Frage, ob dieses Programm zum Teil durch Eingriffe in den ETS finanziert werden soll oder ob durch eine zeitweise Schwemme von EUA die Stromkosten gesenkt werden können, leider in die genau entgegengesetzte Richtung. Noch sind die Entscheidungen hierzu nicht gefallen, doch hat alleine die Diskussion darüber bereits erheblichen Einfluss auf den CO2-Markt ausgeübt. So forderte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, am Mittwoch eine Aufstockung der Mittel für das REPowerEU-Programm, da der Block andernfalls Gefahr laufe, sich zu zersplittern, weil die Mitgliedstaaten unterschiedliche Unterstützungsniveaus für Bürger und Unternehmen einführen. Unmittelbar nach dieser Meldung stürzten EUA im Dezember-Future von ihrem Tageshoch bei 71,36 auf unter 67 Euro ab.

Der CO2-Markt schwankte unter der Woche offenbar zwischen einem an sich bullischen Sentiment, welches auch von den stark gestiegenen Ölpreisen beeinflusst wurde, auf der einen Seite und der Verunsicherung bezüglich möglicher Markteingriffe andererseits. Der Dezember-Benchmark-Kontrakt zeichnete zwischen rund 64,50 Euro im Tief und 71,36 Euro im Hoch und wiederholte damit beinahe identisch die Performance der Vorwoche.

  (Durchschnittliche Börsenkurse / OTC)   
Instrument30.09.2207.10.22Veränderung
EUA (Spotmarkt)66,58 EUR68,55 EUR+1,97 EUR
EUA (Dezember-2022-Future)66,73 EUR68,66 EUR+1,93 EUR
VER (Carbon Offsets)8,18 USD8,61 USD+0,43 USD
VER (CORSIA eligible carbon credits)3,96 USD3,76 USD-0,20 USD
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D))30,00 EUR30,00 EUR+0,00 EUR
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future)85,46 USD97,92 USD+12,46 USD
EURO (Currency, Forex)0,9797 USD0,9742 USD-0,0055 USD

(Die durchschnittlichen Börsenkurse und OTC-Preise zeigen das jeweilige Mittel von Angebot und Nachfrage verschiedener Handelsplätze für CO2-Emissionsrechte. Bid und Ask weichen üblicherweise mehrere Cent vom Mittelwert ab. Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den VER-Kursen handelt es sich um Durchschnittskurse (carboncredits.com), welche im Rahmen von CORSIA und der freiwilligen Kompensation Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)

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