Emissionshandel / CO2 – Marktbericht vom 18.08.2025

Sehr geehrte Damen und Herren,

während in Norwegen bereits satte 97 % der Neuzulassungen Fahrzeuge mit E-Antrieb sind, liegt Deutschland mit nicht einmal 19 % weit zurück. Die Gründe sind vielfältig: günstiger Strom aus Erneuerbaren (zu 99%), konsequente staatliche Förderung und klare politische Stringenz haben die Skandinavier zum Vorreiter bei der E-Mobilität gemacht. In Deutschland hingegen herrscht Unsicherheit – nicht nur bei der Infrastruktur, sondern auch in der politischen Haltung. Der Wandel ist zwar beschlossen, doch die Umsetzung bleibt holprig. Im Gegensatz zu Norwegen gibt es in Deutschland eine einflussreiche Autoindustrie.

Doch dieser Schlingerkurs Deutschlands ist bei Weitem kein Signal, dass an der Energiewende und der nächsten industriellen Revolution gerüttelt werden soll.

Glücklicherweise gibt es bei den Entscheidungsträgern in der Industrie (nicht nur) hierzulande Einsicht und ernsthafte Anstrengungen hin zur CO2-neutralen Produktion. Es entwickelt sich eine neue Generation von Managemententscheidungen, die nicht nur auf kurzfristige Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zielen, sondern aktiv zur Dekarbonisierung beitragen.
Dazu braucht es den Mut, in neue Technologien zu investieren, lange Amortisationszeiträume zu akzeptieren und regulatorische Unsicherheiten als Gestaltungsraum zu begreifen. Beispiele hierfür gibt es bereits viele:

In der Stahlindustrie gilt die Kombination aus Direktreduktion und Lichtbogentechnik als Schlüssel zur klimaneutralen Produktion. Bei der Direktreduktion wird Eisenerz mithilfe von grünem Wasserstoff zu Eisenschwamm verarbeitet – ein Verfahren, das den kohlebasierten Hochofen ersetzt und die CO2-Emissionen drastisch reduziert. Der Eisenschwamm wird anschließend in einem Elektrolichtbogenofen (EAF) eingeschmolzen. Diese Öfen arbeiten mit Strom und benötigen keine zusätzliche Kohle oder Koks. Damit entsteht ein vollständig kohlenstofffreier Prozess – vorausgesetzt, die Energie stammt aus Wind, Sonne oder Wasserkraft.

In der Chemischen Industrie wird zunehmend bewiesen, dass CO2 nicht nur vermieden, sondern auch als Rohstoff genutzt werden kann. Carbon Capture wird in bestehende Prozesse integriert, neue Wertschöpfungsketten rund um CO2-basierte Produkte entstehen.

Die Zementindustrie zeigt ein Umdenken im Produktdesign, Pioniere investieren in CO2-freie Bindemittel sowie in Technologien zur Abscheidung, Speicherung oder Weiterverwendung des bei der Zementherstellung entstehenden CO2.

Die Palette möglicher Stellschrauben ist nahezu unerschöpflich – und immer mehr Unternehmen erkennen die Chance, durch kluge Managemententscheidungen international neue Standards zu setzen. Es entsteht eine neue Generation von Industriepolitik, die Ökologie und Ökonomie nicht als Widerspruch, sondern als verbundene Zukunft begreift. Künstliche Intelligenz und irgendwann auch Quantenphysik werden als potente Katalysatoren hinzukommen.

In der vergangenen Handelswoche haben sich die EUA in einer, lediglich am Mittwoch kurzzeitig unterbrochenen, sanften Abwärtslinie vom Schlussstand der Vorwoche verabschiedet und mit einem Settlement-Preis von 70,68 Euro sämtliche Gewinne wieder eingebüßt.

Es scheint fast so, als fühlten sich die Händler nun schon seit vielen Wochen in diesem Bereich  wohl. Doch auf Dauer wird es hier nicht so etwas wie eine „neutrale Zone“ geben und einige Indikatoren lassen erahnen, dass der Markt in absehbarer Zeit einen neuen, bullischen Kurs einschlagen könnte.

Instrument08.08.2515.08.25Veränderung
EUA (Dezember-2025-Future)73,21 EUR70,68 EUR-2,53 EUR
EUA 2 (Dezember-2028-Future)88,97 EUR86,37 EUR-2,60 EUR
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D))55,00 EUR55,00 EUR+0,00 EUR
UKA (Dezember-2025-Future (UK))51,86 GBP50,80 GBP-1,06 GBP
UK Natural Gas (Dezember-2025-Future)90,52 GBP86,46 GBP-4,06 GBP
ICE Brent Crude Oil (Dezember-2025-Future)65,49 USD66,14 USD+0,65 USD
EURO (Forex)1,1642 USD1,1699 USD+0,0057 USD

(EUA, EUA 2, UKA, Natural Gas, Crude Oil und Euro zeigen Börsenschlusskurse des jeweiligen Benchmark-Kontrakts. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)

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