Sehr geehrte Damen und Herren,
am vergangenen Freitag haben die beiden gesetzgebenden Organe Deutschlands den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 beschlossen. Verbunden ist das Gesetz mit einer Option für einen früheren Ausstieg, falls die Rahmenbedingungen dies zulassen sowie mit milliardenschweren Strukturhilfen für die betroffenen Bundesländer und massiven Entschädigungszahlungen für die Kraftwerksbetreiber für die vorzeitige Stilllegung ihrer Kraftwerke. Ist dies nun das „historische Generationenprojekt“, wie der Bundeswirtschaftsminister die Entscheidung bezeichnet, oder der „historische Fehler“, wie der Geschäftsführer von Greenpeace erklärte?
Wie auch immer man das Gesetz einordnen möchte, es liefert auf jeden Fall den verbindlichen Anstoß für eine Reihe schwerwiegender Hausaufgaben, welche von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahren zu erledigen sind. Zum Bespiel steht noch der Beweis aus, dass in Deutschland erneuerbare Energien eine hundertprozentige Versorgungssicherheit gewährleisten können. Andernfalls müsste Kohle- oder Atomstrom aus dem Ausland importiert werden, was die Zielsetzung des Ausstiegsgesetzes ad absurdum führen würde. Außerdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass Brückentechnologien wie Gaskraftwerke mit dem Stichwort Nordstream 2 eine Zeitlang eine gravierende Rolle spielen werden. Ein erhöhter Strombedarf durch Elektromobilität und elektrifizierte Autobahntrassen für den Schwerverkehr muss durch geringeren Verbrauch in anderen Sektoren und durch neue Technologien kompensiert werden. So gesehen, erscheint der Zeitrahmen bis 2038 beziehungsweise 2035 durchaus realitätsnah.
Ein Blick auf die Entwicklung des CO2-Preises gibt einen deutlichen Hinweis auf eine spektakuläre Handelswoche. Ein völlig losgelöster, fast divenhafter Handelsverlauf katapultierte den Markt bis knapp über die 28-Euro-Marke. Sämtliche Corona bedingten Verluste wurden damit mehr als egalisiert. Anfang März stand der durchschnittliche Kurs bei rund 24 Euro, fiel dann um etwa 10 Euro in die Tiefe um nun seit etwa vier Wochen wieder kontinuierlich anzusteigen. Allein am Mittwoch zog der Preis um circa 1,60 Euro an. Im heutigen frühen Handel setzt sich dieser unerklärliche Trend ungebremst fort – die 29-Euro-Marke ist in Sichtweite.
Diese Entwicklung ist mehr als erstaunlich. Wenn man auch die ausgleichende Wirkung der Marktstabilitätsreserve als Begründung anführen möchte, so ist der Kursverlauf doch offensichtlich rein spekulativ getrieben. Seit dem 01.07. gilt ein korrigierter Auktionskalender, welcher uns für den Rest des Jahres ein deutlich erhöhtes Versteigerungsvolumen beschert. Hauptgrund für die Anpassung ist die Versteigerung von zusätzlich 50 Millionen EUA für den Europäischen Innovationsfond. In Wochen mit polnischen Auktionen steigt das Volumen dabei auf fast 21 Millionen Zertifikate.
(Durchschnittliche Börsenkurse / OTC) | |||
Instrument | 26.06.20 | 03.07.20 | Veränderung |
EUA (Spotmarkt) | 24,66 EUR | 27,89 EUR | +3,23 EUR |
EUA (Dezember-2020-Future) | 24,73 EUR | 27,96 EUR | +3,23 EUR |
CER (Spotmarkt) | 0,30 EUR | 0,27 EUR | -0,03 EUR |
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future) | 40,69 USD | 42,78 USD | +2,09 USD |
EURO (Currency, Forex) | 1,1215 USD | 1,1245 USD | +0,0030 USD |
(Die durchschnittlichen Börsenkurse und OTC-Preise zeigen das jeweilige Mittel von Angebot und Nachfrage verschiedener Handelsplätze für CO2-Emissionsrechte. Bid und Ask weichen üblicherweise mehrere Cent vom Mittelwert ab. Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den CER-Kursen handelt es sich um CP2-CERs, welche im Rahmen des EU-ETS Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)
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