Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt Nachrichten im Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Hierzu gehört beispielsweise eine behördliche Ausgangssperre, weil es regnet. Im Sommer, in Spanien. Für rund 10.000 Menschen in der katalanischen Gemeinde Alcanar im Nordosten des Landes wurde gestern aufgrund der Gefahr von schweren Überschwemmungen ein unbefristetes Ausgehverbot verhängt. Der Bevölkerung wurde empfohlen, sich nach Möglichkeit in die oberen Stockwerke der Häuser zu begeben. Innerhalb von nur 24 Stunden war in Alcanar eine Regenmenge von 215 Litern pro Quadratmeter gefallen.
In Deutschland könnte sich die Lücke bei der Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen, welche das Umweltbundesamt (UBA) in seinem Projektionsbericht mit bis zu 331 Millionen Tonnen CO2 Äquivalenten bezifferte, im besten Fall auf „nur“ knapp 200 Millionen Tonnen belaufen, aber nur, wenn die Bundesregierung alle bis Oktober 2022 beschlossenen und geplanten Klimavorkehrungen auch konsequent umsetzt. Diese Prognosen beziehen sich auf die im Klimagesetz selbstgesteckten Ziele Deutschlands.
Allerdings gibt es daneben noch eine zweite Lücke, auf welche die Frankfurter Allgemeine vergangene Woche aufmerksam machte. Neben den nationalen Reduktionszielen haben bekanntlich die Staaten der Europäische Union beschlossen, als Gemeinschaft ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren. Hierzu einigten sich die EU-Staaten unter anderem auf die Lastenteilungsverordnung. Unter diese Verordnung fallen vor allem die Hauptverursacher der Emissionen, nämlich der Verkehr und der Gebäudesektor. Sie sieht vor, dass Großemittenten wie Deutschland ihre Emissionen von 2021 bis 2030 um die Hälfte zu senken haben. Gelingt dies einem EU-Staat nicht, so muss er Emissionsberechtigungen am Markt zukaufen. Falls diese nicht ausreichend verfügbar sein sollten, können Strafzahlungen verhängt werden. Bezogen auf Deutschland bedeutet dies – bei einer prognostizierten Lücke von mindestens 152 Millionen Tonnen CO2 – Ausgleichszahlungen im zweistelligen Milliardenbereich.
Um die Klimaziele noch einzuhalten, forderten das UBA und weitere Experten neben anderen Maßnahmen auch eine deutliche Preiserhöhung für die nationalen Emissionszertifikate für die in Verkehr und Gebäuden eingesetzten Kraft- und Brennstoffe (nEZ). In einem im Juli veröffentlichten Papier schlug das UBA vor, den Preis für nEZ schon im kommenden Jahr auf 90 Euro zu erhöhen. In neueren Berichten wird sogar ein Preis von 200 Euro pro Tonne ab 2025 angenommen, in einem anderen sind es 255 Euro ab 2027.
Aber welche Maßnahmen auch immer ergriffen werden, um die riesige Lücke bei der Reduktion von Emissionen zu verkleinern, sie müssen erkennbar sozial abgefedert werden. Und je früher und konsequenter damit begonnen wird, desto geringer wird die finanzielle Druckwelle, die auf uns zukommt – von den Auswirkungen auf unsere Umwelt ganz zu schweigen.
Mit Beginn des Monats September endete am vergangenen Freitag die Periode mit verringerten Auktionsmengen. Doch dieser Umstand löste am europäischen CO2-Markt keinerlei Reaktionen aus. In einer flachen Range von rund 3 Euro bewegte sich der Preis uninspiriert entlang der 86-Euro Marke. Da nun die Händler wieder mehrheitlich an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, wird es spannend sein zu beobachten, in welche Richtung der Kurs aus dem sich verjüngenden Preiskorridor ausbrechen wird.
(Durchschnittliche Börsenkurse / OTC) | |||
Instrument | 25.08.23 | 01.09.23 | Veränderung |
EUA (Spotmarkt) | 84,55 EUR | 84,43 EUR | -0,12 EUR |
EUA (Dezember-2023-Future) | 85,39 EUR | 85,27 EUR | -0,12 EUR |
VER (Natural Carbon Offsets) | 1,65 USD | 1,98 USD | +0,33 USD |
VER (CORSIA eligible Carbon Credits) | 0,85 USD | 0,87 USD | +0,02 USD |
nEZ (nationale Emissionszertifikate (D)) | 30,00 EUR | 30,00 EUR | +0,00 EUR |
ICE Brent Crude Oil (Benchmark Future) | 84,61 USD | 88,84 USD | +4,23 USD |
EURO (Currency, Forex) | 1,0798 USD | 1,0785 USD | -0,0013 USD |
(Die durchschnittlichen Börsenkurse und OTC-Preise zeigen das jeweilige Mittel von Angebot und Nachfrage verschiedener Handelsplätze für CO2-Emissionsrechte. Bid und Ask weichen üblicherweise mehrere Cent vom Mittelwert ab. Rohöl und Euro zeigen Börsenschlusskurse. Bei den VER-Kursen handelt es sich um Durchschnittskurse (carboncredits.com), welche im Rahmen von CORSIA und der freiwilligen Kompensation Verwendung finden können. Unsere Marktberichte stellen keine Empfehlung zum Handel von Emissionsrechten oder deren Derivaten dar und dienen ausschließlich der Information. Sollten Sie den Newsletter nicht mehr beziehen wollen, bitten wir um eine kurze Nachricht an den Absender.)
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